«In Transit» heisst das neue Album des Geigers Tobias Preisig. Und der Titel ist gut gewählt. Preisig musiziert in Grenzbereichen, er reisst sein Instrument aus dessen vertrauten Umfeld und lockt es in neue Gebiete. Mit seinem zweiten Album unter eigenem Namen befreit er seine Hörer von der Vorstellung, die Geige sei das edle Instrument der Klassik. Stattdessen holt er urbane und expressive Sounds aus ihr hervor, die ihr nur in der experimentellen Musik zugestanden werden. Auf «In Transit» macht Preisig die Violine zur poetischen Leadstimme seines Quartetts. Da seufzt sie sehnsüchtig wie die Sängerin in einem osteruopäischen Volkslied, dort flucht sie angespannt wie der Kriminelle auf seinem Weg durch eine Grosstadt, und selbst aus Leonard Cohens vielgespieltem «Hallelujah» holt Preisig ein verletzliches Stück Leben. Das ist auch das Verdienst der Band mit Stefan Aeby (piano), André Pousaz (bass) und Michi Stulz (drums), Musiker, die grossen Wert auf Sounds und Interplay legen. Das macht «In Transit» erst zum zeitgenössischen Jazz, der den Übergang von der Melancholie zum Experiment vertont.